Ponygirlhof Schweiger
eine Ponygirlgeschichte
von Ulli Dillis
geschrieben für sab
und
sab
gewidmet
Leise klirrte die Kette an ihrem Halsband, als sab
erwachte und versuchte, sich auf ihrem Strohsack ein wenig Bewegung zu verschaffen. Das war nicht so
einfach, denn die Kette, die an einem Ende an ihrem Halsband befestigt und an
ihrem anderen Ende fest in den Boden eingelassen war, war recht kurz; ihre
Handgelenke umschlossen lederne Manschetten, die hinter ihrem Rücken
zusammengefaßt waren, und schließlich waren ihre Fußgelenke auf ähnliche
Weise fest verbunden.
Der Morgen graute bereits ein wenig, und wenn sie es schaffte, durchzuhalten, bis die
Sonne am Firmament stand, durfte sie den blauen Federbuschen tragen, das
Ehrenzeichen für all diejenigen Ponys, die imstande waren,
einen langen Tag die Hände in Fesseln hinter dem Rücken zu halten und eine
daran anschließende noch längere Nacht in derjeniger Lage, in der
sie sich jetzt befand, zu verbringen.
Sie war manchmal kurz davor gewesen, aufzugeben, doch ermahnte sie sich dann sehr streng und überwand so jedesmal den Tiefpunkt. Nun
war nur noch eine oder zwei Stunden durchzuhalten, und sab stellte sich bereits
in freudiger Erwartung vor, wie
sie vor versammelter Mannschaft (oder besser Herde, wie sab sich amüsiert
verbesserte) die Ehrung demütig auf den Knien entgegennehmen durfte.
Welch seltsamer Zufall, der sie vor ein paar Wochen in ihrer Mittagspause in den
Reiseteil der Tageszeitung blicken und ihr folgende Anzeige gleich ins Auge stoßen
ließ:
Sie hatte sogleich angerufen; alles Weitere ergab sich,
und so lag sie nun ziemlich eng und streng gefesselt auf ihrem Strohsack, ihrer
Befreiung harrend, und ließ ihre Gedanken zurückschweifen zu den beiden
vergangenen Tagen.
sab verbrachte erst die zweite Nacht im Ponyhof, doch wieviel war bereits
geschehen! Und eigentlich hieß sie auch nicht mehr sab, sondern für die Dauer
ihres Aufenthaltes samantha, wie in silbernen Lettern an ihrem Halsband zu lesen
war, samantha, das Pony! Daran mußte sie sich aber erst einmal gewöhnen, wie
an so vieles hier im Ponyhof:
An das strenge Zaumzeug etwa, das bei allen Übungen angelegt wurde, an das enge
Geschirr, das sie erst eintragen mußte, und natürlich an die drei
Schrittarten, Schritt, Trab und Galopp. Man verfuhr noch sehr nachsichtig mit ihr, doch ihre Trainerinnen
machten ihr unmißverständlich klar, daß, hatte sie erst einmal die
Peitschenreife erlangt und durfte also zu ihrem blauen auch noch den roten
Federbuschen tragen, sie bei einem Verstoß unnachsichtig die Peitsche zu
spüren hatte. Sie hatte noch im Ohr, wie sie nach einem Patzer beim Trab zu
hören bekam: "Dafür wird es später die Peitsche setzen, samantha! Denn,
vergiß nicht, bei einem Rennen bedeutet das die entgültige
Disqualifikation!".
Auch das Halsband und die beiden Armbänder mit ihren Eisenringen waren ein
seltsamer Schmuck! Nicht daß es für sie ungewohnt gewesen wäre, solche
Bänder zu tragen - sie hatte darin bereits eine gewisse Erfahrung. Das Seltsame
war, daß sowohl die Hals- als auch die Armbänder, die im Ponyhof Schweiger
getragen wurden, durch eiserne Nieten fest verschlossen waren. Diese Nieten
wurden vom fahrenden Sattel- und Hufschmied geschlagen, der alle zwei Wochen den
Hof besuchte; und nur er, keine der Lehrerinnen, vermochte sie auch wieder zu
lösen - deswegen waren Wünsche um vorzeitige Abnahme der Bänder von
vorneherein völlig aussichtslos und wurden nie geäußert. Manche Ponys, die
bereits Stammgäste waren, fanden die Prozedur ein jedesmal zu lästig, und
ließen Halsband und Armbänder auch nach Beendigung der Ausbildungswochen der
Bequemlichkeit halber einfach an - gleichzeitig auch als schöne Erinnerung und
frohe Erwartung. Ob sie jedoch das ebenfalls wünschen würde und, wenn, ob sie
auch den Mut dazu aufbrächte - da hegte sab-samantha noch erhebliche Zweifel.
Während all dieser Überlegungen war es in ihrer Zelle heller und heller geworden,
und unmittelbar, nachdem die gerade aufgegangene Sonne einen hellroten Fleck an
die grobgemauerte Wand gezaubert hatte, stand eine Trainerin neben ihr, eine
etwa anderthalb Meter lange silbernglänzende Kette in der Hand, die Führkette,
die sab (sie verbesserte sich, samantha) bereits gut kannte. An dieser Führkette
wurde sie mittels ihres Halsringes für gewöhnlich an einer Wand befestigt, wenn nichts Besonderes
anstand, und, waren alle Ponys in Freiheit sich allein überlassen, wurden sie
oft mit ihren
Führketten einen Ring bildend aneinandergeschlossen - "Das hebt die
Gemeinschaft", hatte es hierzu von den Trainerinnen lapidar geheißen.
Die Trainerin - es handelte sich hierbei um Frau Walter, wie samantha
erkannte - lobte ihr Durchhaltungsvermögen ausgiebig, schloß die Fuß- und
Armreifen auseinander, löste ihr Halsband von den im Boden eingelassenen
Eisengliedern und nahm sie an die Führkette. "Ein kleiner Morgenlauf wird
dir guttun, nach all der Unbeweglichkeit", rief Frau Walter fröhlich,
"dann darfst du dich frischmachen für deinen großen Tag!" Frau
Walter war immer gutgelaunt, hatte den Posten der Schirrmeisterin inne und
verwaltete das Bondage-, das Ausritt- und das Züchtigungbuch. Frau Walter ließ
samantha in die neben ihrem Nachtlager stehenden Hufstiefel steigen,
verschnürte diese sorgfältig, klatschte in die Hände und rief: "Nun mal
los!"
Während der Tag erwachte, führte sie samantha an der Kette gemächlich über den Hof bis zur großen Holztür
der Reithalle, die bereits weit geöffnet war. Man trat ins Innere, und
samantha, deren Augen sich erst mühsam an die morgendliche Trübe im Inneren
der Halle gewöhnen mußte, nahm nur schemenhaft war, wie Frau Walter einen sehr
langen Lederriemen an ihrer Kette befestigte, sich selbst in die Mitte der
Halle stellte und rief: "Lauf, Pony, lauf!". samantha, die froh war,
sich wieder frei bewegen zu dürfen, lief drauflos, was die Beine, nein, sie
verbesserte sich, was die Hufe hergaben. Ja, es waren wirklich Hufe, denn die
Stiefel, die ihr Frau Walter zum Auslauf angezogen hatte, besaßen weder Absatz
noch Sohle - statt dessen liefen sie in eiserne Hufeisen aus. Es war nicht ganz
einfach, darin zu stehen und zu laufen, und samantha war froh, als geübte
Schlittschuhläuferin mit den Stiefeln besser zurechtzukommen als viele andere
aus der Herde. Aber daß ein Pony Hufe zu tragen hatte, war eigentlich eine
Selbstverständlichkeit.
Ihre Hufeisen drückten frische Spuren in den mit Sägespänen
bedeckten Boden, der Abend für Abend neu mit dem Rechen glattgezogen wurde -
eine nicht sehr würdevolle Arbeit, bei der sich die Ponys jedoch, einer strengen
Reihenfolge folgend, untereinander ablösten. samantha lief schneller und
schneller; die Führkette und der Riemen
hoben sich vom Boden, und Frau Walter in der Mitte der Halle rief "Ho, ho,
ho" in samanthas Laufrhythmus und drehte sich fröhlich mit
ihr, Runde für Runde.
Bei diesen Morgenläufen, die nach dem Aufstehen üblich waren, gab es keine festen
Regeln und Schrittarten, und auch das Zaumzeug wurde nicht getragen. Die Ponys konnten
selbst bestimmen, wann sie des Laufens müde waren, und endlich war es auch
samantha, die ordentlich in Schweiß geraten war.
Frau Walter legte ihr fürsorglich eine luft- und wasserdichte Pelerine aus
dickem Klepperstoff um,
damit sie sich nicht verkühlte, band den Riemen von der Führkette und zog sie
zurück in den Flügel mit den Stallungen, jedoch nicht wieder in ihre Zelle, sondern
in den von den Ponys scherzhaft als "Roßtränke" bezeichneten
winzigen Bade- und Toilettenraum. Gottlob entsprach dieser Raum nicht dem Namen, dem man ihm gegeben
hatte, sondern war äußerst sauber und gepflegt. Frau Walter schloß das freie
Ende von samanthas Führkette an einen glänzenden eisernen Ring neben dem
Spiegel, nahm ihr die Pelerine ab, öffnete einen schmalen Schrank, zog daraus
samanthas Toilettentäschlein hervor, übergab es samantha und zog sich diskret
zurück.
Nach geraumer Zeit - samantha war frisch für den Tag gerüstet, öffnete sich
die Türe wieder, doch nicht Frau Winter holte sie ab, es war
Frau Gollmann, Führungskunde, die samantha freundlich begrüßte, ihre
Führkette vom Ring löste und sie damit zum Unterrichtzimmer brachte.
Frau Gollmann war eine energische kleine Frau, die nun die Türe zum Unterrichtszimmer aufschloß und zu
samantha gewandt sprach:
"Hier üben wir Führungskunde!" Sie wies auf einen niedrigen
Querbalken mitten im Zimmer, unter dem ein Laufband stand, das sich im Lauf in
alle Richtungen drehen ließ, und fuhr fort: "Hier oben siehst du die
Karabinerösen für deine Arme, denn die brauchst du hier nicht. Komm her,"
samantha schritt auf das Laufband und streckte die Arme zum Balken empor. Frau
Gollmann klinkte den Ring ihres linken Armbandes in die erste, den Ring des
rechten in die zweiten Öse, nahm ihr die Führkette ab und sprach: "Ich werde dir nun das Zaumzeug
anlegen!"
Das wichtigste Utensil bei dieser Unterrichtsstunde, die die ersten Male
"trocken" und später in der Reithalle in den drei Schrittarten abgehalten wurde, war nämlich
die Trense, die ihr auch sogleich angelegt wurde. Sie bestand aus einer durch
viele Riemchen gebildeten Haube und einer mit weichem Material überzogenen
beweglichen eisernen Beißstange, an der rechts und links zwei lange Zügel befestigt waren.
Frau Gollmann dozierte nun: "Ein zarter Zug am linken Zügel - ein wenig
links! - ein starker Zug am linken Zügel - scharf nach links! Rechts ist es natürlich
entsprechend. Beide Zügel angezogen - halt! Die Zügel mit Schwung gelockert -
los! Das hört sich leichter an als es ist - und so werden wir es behutsam üben
- die Peitsche setzt es noch nicht! - Bist du
bereit?" samantha, die ja im Zaumzeug nicht zu sprechen vermochte, nickte, und los ging der
Trockenritt.
Zuerst waren samanthas Bewegungen abgehackt und eckig, doch bald spürte sie,
wie ein guter "Kutscher", in diesem Falle Frau Gollmann in Person, durch die
Zügel mit dem Zugtier zu sprechen vermag. Von Mal zu Mal mehr erriet sie den Wunsch derjenigen, die
sie führte, sofort, als sei es ihr eigener, und sie begann sich geschmeidig und elegant zu bewegen.
Als
Frau Gollmann mit dem Neugelernten und Neugeübten zufrieden war, ließ sie
samantha innehalten, sperrte das Laufband mit einem Bolzen, verband ihr die
Augen mit einem Seidentuch, wünschte ihr "gute Kontemplation!" und
verließ das Unterrichtszimmer.
"Kontemplation" war ein Schlüsselbegriff im Ponyhof Schweiger, und
man war sehr stolz auf diese Erfindung. Es bedeutete, daß ein Pony nach einer
Übung noch geraume Zeit - wenigstens ein halbes, vielleicht auch ein ganzes
Stündchen oder länger (genau wußte man es nie, und darin lag wohl das
Erfolgsgeheimnis) in der zur Übung nötig gewesenen Lage mit verbundenen Augen
auszuharren hatte und sich dabei das eben Gelernte noch einmal zu Gemüte
führte. So stand samantha mit erhobenen Armen unter dem Balken, den Lauf im
Geiste wieder und wieder wiederholend, bis
Frau Gollmann nach der ihr angemessen erschienenen Frist den Unterrichtsraum
erneut betrat, ihr die Augenbinde und das Zaumzeug abnahm, sie an die Führkette
nahm, die Armreifen aus den Ösen löste, sie tüchtig lobte und sprach:
"Nun hast du Morgenpause - und dann ist's auch schon Zeit fürs Futter -
fürs erste hast du genug geleistet! Wo möchtest du zur Pause hin ?"
"Zur Sonnenbank!", antwortete samantha.
Frau Gollmann lachte und sprach: "Die hast du dir auch
verdient!"
Sie führte sab nach draußen zur bewußten Sonnenbank; die Führkette wurde an
einem der allgegenwärtigen Eisenringe befestigt, und sab erholte sich für ein
Weilchen in der Morgensonne, strecke wohlig Beine und Füße aus, wohl wissend,
daß ihr nun Frau Mendels bevorstand.
Nun stand auch schon Frau Mendels neben ihr und raunzte: "Zeit für
Futter!" Frau Mendels war für die Verpflegung zuständig und ihr oblag es,
ihre Herde zu den Mahlzeiten zusammenzutreiben und entsprechend zu präparieren.
Frau Mendels war ein schrecklicher Morgenmuffel, und so umgänglich sie am
Nachmittag und am Abend war, so unleidlich war sie des Morgens - was ihr den
Spitznamen "Mendels, der Morgendrache" eingetragen hatte.
Sie nahm es vormittags den Ponys persönlich übel, daß sie zu arbeiten hatte,
und so war das Morgenmahl bei allen gefürchtet. Das Mahl selbst war köstlich,
wie Frau Mendels überhaupt eine hervorragende Köchin war, aber die
morgenmahlbegleitende Fesselung war eben "mendelsch", was ebenfalls
ein geflügeltes Wort geworden war. So streng war keine der Reitlehrerinnen,
doch Frau Mendels hatte für Klagen nur einen Satz parat: "Damit ihr nicht
ausschlagt!" Die Reitlehrerinnen wußten über diese Zustände nicht
Bescheid, denn jedes der Ponys, das bislang im Hof untergebracht war, hatte
zuviel Stolz besessen, als daß es Meldung gemacht hätte. Auch war es, gerade
weil Frau Mendels eine einfache Frau war, eine gute Übung in Demut und
Unterwerfung.
Die Mahlzeiten fanden in einem eigens dafür vorgesehenen Raum statt, der
"Futterkrippe". Mitten in diesem Raum stand die eigentliche Krippe,
fünf Meter lang und einem riesigen hölzernen Trog gleichend. Der Trog hatte an
jeder Längsseite sechs halbreisförmige Mulden, den zwölf Ponys, die der Hof
beherbergte, entsprechend. An der tiefsten Stelle jeder Mulde war eine
spannenlange Kette eingelassen, an die das Pony, das sich zuvor vor die Krippe
zu knien hatte, mittels seines Halsbandes gekettet wurde.
Außerdem befanden sich seitlich der Mulden kreisförmige Löcher, durch die man
die Hände stecken und sich die Mahlzeit zuführen konnte - ja, mittags
und abends - nur nicht beim Morgendmahl, da war Frau Mendels vor.
Als samantha in die "Futterkrippe" geführt wurde, waren alle anderen
Ponys bereits in den Mulden angekettet. samantha kniete sich vor die letzte
freie Mulde und ließ sich von Frau Mendels mit dem Trog verbinden, wie es ja
dreimal am Tag üblich war. Nun folgte die mendelsübliche Morgenraserei. Zuerst
schritt sie außen um die versammelten Ponys und schloß ihnen die Hände auf
den Rücken. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen - alle Ponys kannten diese
Lage zur Genüge und schätzten sie ja auch - vielleicht nur nicht gerade beim
Essen. Nun jedoch hob sie von einem Haufen lederner Gurte, der in der Ecke des
Raume lag, eine Handvoll auf, kreiste ein zweites Mal um die Mahlgesellschaft,
band den Ponys die Hufstiefel aneinander und verband diesen Gurt mit den
zusammengefaßten Armbändern. Der dritte Lauf war der gefürchtetste - da kamen
die Oberarme an die Reihe. Frau Mendels hielt nicht inne, bis die Ellenbogen
dicht an dicht lagen und, entrann sich einem Pony dabei ein Seufzer, hieß es
barsch zischend: "Damit ihr nicht ausschlagt."
Waren schließlich alle Ponys in diese unerquickliche Lage gebracht worden, sah
sie sich triumphierend in der Runde um, rief noch einmal, wie um ihre Tat zu
rechtfertigen: "Damit ihr nicht ausschlagt!" und begann die Mahlzeiten
auszuteilen. Das Morgendmahl bestand aus einem Teller Haferflockenbrei mit
frischen Früchten und einem Napf Wasser. Mangels Bewegungmöglichkeiten mußten
die Ponys den Brei und das Wasser schlabbern - ja wie eben Pferde - wobei die
kurzen Ketten ein Klirrkonzert veranstalteten. Es war ein wahrlich
entwürdigendes und demütigendes Schauspiel, die Nacktheit, die Fesseln, das
Schlabbern und Kettengerassel, aber samantha spürte ein erregendes Ziehen dabei
und wußte, daß sie auf dieses bizarre, abstoßende und anziehende Ritual keineswegs verzichten wollte.
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