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Bibel in konkreter Sprache

Da Jakob und da Esau
(1. Mose 25,19 - 27,45)


Wia da hinterfotzig Jakob den Esau zwoamoi pratzelt hat

vom Uli Dillis

Die Rebekka war sehr schwanga
- und ums Haar waars nimma ganga - 
von zwoa Buam in ihrer Mittn,
die ham si allwei nur gstrittn.

Wia da Erst ist außigschloffa,
hätt sie boid da Schlagfluß troffa.
Was da außikimmt vo ihr,
schaugt aus wia a wuides Tier.

Doch an dem sei Fersn hoit si
- und das wiederum erfreut sie -
fest da Zwilling Numro zwoa,
schee und zart und liab und kloa.

"Esau" hat man gnennt den groben,
der zuerst wurd hochgehoben,
und den zwoaten nach dem Alter
"Jakob", des hoaßt: Fersenhalter.

Und wias groß warn, unsre Zwilling,
hängt si um den Bockbüchsdrilling
Esau, weils zur Jagd naus geht,
was da Voda gut vasteht.

Doch da Jakob is koa Jaga,
is mehr a Gedichtaufsaga,
was den Isaak vergrätzt,
aber die Rebekka schätzt.

Oamoi spat kimmt hoam vom Jagn
Esau mit am laaren Magn,
und da Jakob mit am Grinsn
sagt zu ihm: "Wuist rode Linsn?"

"Freili!", ruaft der Jagersmo,
doch der Jakob schaugt eahm o,
sagt zu eahm: "Für diese Speis
muaßt du zahlen einen Preis!"

Brummt der Esau: "Böse Wöid,
Wui da Bruada aa scho Göid!"
Der Jakob darauf sagt recht schnell:
"Der Preis, der ist nur virtuell!

Bei Linsen gegen Erstgeburt,
da geht kein einzger Heller furt,
du muaßt nur d Finger hebn, schwörn,
dann wird die Speise dir gehörn!"

Der Esau schwört und kriagt as Essen
und hat den Schwur sogleich vergessen;
der wuide Jaga konnt net wissen,
wia ihn der Jakob hat beschissen.

Als der Vater Isaak
nahen sieht die letzten Tag,
schon auf beide Augen blind,
ruft ern Esau, s erste Kind.

"Oimoi no in meinem Leben,
sois a zartes Wildbret geben,
Esau, schiaß ma so an Bratn,
dann wirds Übergebn beratn."

Und der Esau geht in Woid,
"Der kummt wieder net so boid",
sagt d Rebekka zu ihrm Zweiten,
und, er sollt ein Lamm bereiten.

"Der oid Voda", sagt d Rebekka,
"wird kein Unterschied net schmecka,
wird dir alles übergeben,
und du hast ein feines Leben!"

"Aba was soit i ofanga,
soit da Voda mi oglanga?
I bin glatt, da Esau rauh!",
sagt da Jakob zu der Frau.

Rebekka spricht: "Mei liaba Jackl,
wir machen dich zum Rauhaardackel!
Nimms Fell vom Lamm wie ehedem
Odysseus beim oid Polyphem!

Und ziag aa o vom Esau s Gwand,
da Voda riacht no allahand,
und nimm a Kriagal mit vom Wein,
die Sach ist scho so guat wie dein!"

Der Jakob tut wie ihm geheißen,
freit si, a zwoates Mal zu bscheißn
und sagt, wiar a zum Voda geht,
er waar da Esau mitm Wildbret.

Der Voda sagt, es waar schell ganga,
wie hätt so leicht das Wild er gfanga?
Der Oide wittert ein Komplott,
doch Jakob sagt: "Es half mir Gott!"

Der Oid, der hat der Sach net traut,
er greift den Jakob an die Haut,
die rauh vom Lammfell, laßt si kosen,
und riacht des Esaus Lederhosen.

Wie gfreit si da der oide Fuchs,
weis gar so duft, die Lederbux,
nach Vieh und Wild und Sonn und Regen,
und fangt jetzt o mim Erstlingssegen.

Die Schaf-, die Kuh-, die Ziegenherde,
Die Reit- und auch die Arbeitspferde,
Die Gründ mit Roggen, Gerst und Reben,
das wurd dem Jakob übergeben.

Mägde, Knecht, das ganz Gesinde
gibt der Isaak seim Kinde,
und er setzt ihn ein zum Herr
übern Bruder und das Gscherr.

Kaum hat er all das Sach empfangen,
do is da Jakob wieder gangen,
und, in der Tat, s war net zu boid,
jetzt kimmt der Esau hoam vom Woid.

Und haut sei Wildbret rein in d Pfanna,
war vorgfoin war, duat er net spanna,
und wia sei Mahl war wohlgeraten,
geht er zum Isaak mitm Bratn.

Er sagt zum Voda: "Da hasts Essen -
dua fei dein Segn net vagessen!"
Drauf sagt da Voda: "Grad schon eben
hab ich den Segen hergegeben!"

Und Isaak und Esau wissen,
daß sie der Jakob hat beschissen.
Da schreit der Esau: "So a Gfrett!"
Und ob er noch an Segen hätt.

Da spricht der Isaak: "O Graus,
mir gehen meine Segen aus!
Ich hab für dich, des Jakobs wegen,
nur mehr den kleinen Taschensegen!"

Der mager Segen konnts nicht retten,
der Jakob hat den dicken, fetten.
Was nutzs, zu nähren sich vom Schwert,
wenn doch da Hof am Jakob ghert?

Nur Rache nun da Esau suacht,
tagtäglich er den Jakob fluacht,
der soi krepiern, der soi varrecka!
Dies hinterbringt man der Rebekka.

Und die Rebekka nun beschließt,
bevor man Bruadabluat vagießt:
da Jakob soll erst mal vareisen,
beim Onkel Laban sich beweisen.

Doch dies ist eine andre Gschicht,
von der ich später euch bericht.
Nur kurz: Der Laban, sehr gerissen,
auch er vom Jakob wird beschissen.


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(© 2007 by Ulrich Dillis)